Am 15. Oktober fand in Hamburg der erste Armutsgipfel statt – ausgerichtet vom SoVD Hamburg in Kooperation mit dem Mieterverein Hamburg, dem DGB Hamburg und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband. Im Saalhaus der Patriotischen Gesellschaft lag der Schwerpunkt auf dem Thema Wohnen. Michaela Engelmeier und Klaus Wicher, Vorsitzender des SoVD Hamburg, gehörten zu den Gästen.
Vier große Verbände hatten sich zum Armutsgipfel zusammengeschlossen, um auf ein drängendes gesellschaftliches Problem aufmerksam zu machen: Armut ist in der Hansestadt weit verbreitet. Jedes vierte Kind und jede*r fünfte Einwohner*in gelten als arm. Unter dem Motto „Wege in eine gerechte Zukunft“ diskutierten Expert*innen, Politiker*innen und rund 180 Teilnehmende über Lösungen.
Die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier betonte in ihrem Grußwort „Wohnen ist ein Menschenrecht und muss für jeden bezahlbar sein.“ Die Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Mareike Engels (Bündnis 90 / Die Grünen), warnte, dass Armut ein Risiko für die Demokratie sei. Kristin Alheit, Geschäftsführende Vorständin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Hamburg, ergänzte: „Menschen mit Armutserfahrung müssen gehört werden.“
Eine von ihnen ist Erika Heine. Sie erklärte: „Wir werden nicht ernst genommen, es herrscht viel Willkür.“ Klaus Wicher, Vorsitzender des SoVD Hamburg, beschrieb Armut als Teufelskreis: „Armut ist nicht nur ein Zustand, sondern ein sich selbst verstärkender Prozess.“ Notwendig seien strukturelle Maßnahmen, bessere Bildungschancen, starke soziale Sicherungssysteme und gesicherte Teilhabe.
Für Dr. Rolf Bosse, Geschäftsführer des Mietervereins zu Hamburg, ist Wohnen „die neue soziale Frage“. Aufgabe des Staates sei es, bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen. Als Vorbild nannte er Wien.
Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg, forderte, dass Mieten nicht mehr als ein Drittel des Gehalts „auffressen“ dürften. Mindestlohn und Tarifbindung seien zentrale Wege aus der Armut. Ulrich Schneider, langjähriger Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, kritisierte Unsachlichkeit in der öffentlichen Debatte über Armut.
In Foren und Diskussionsrunden wurden konkrete Schritte erörtert. Das Fazit: Viele Lösungen liegen auf dem Tisch – es fehlt am politischen Willen. Am Ende verabschiedeten die Veranstalter*innen eine gemeinsame Erklärung. „Mit Senat und Bürgerschaft müssen Ausstiegsszenarien entwickelt werden, um Wege aus der Armut zu ebnen. Aus der Bürgerschaft gibt es erste Stimmen, diesen Weg mitgehen zu wollen“, so Wicher.
