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Der 9. November in Deutschland

Pressemeldung

1918, 1923, 1938, 1989 und nun 2023?

Brauchen wir einen Nationalfeiertag?

Was lehrt uns das Datum 9. November?

An diesem Datum, zu ganz unterschiedlichen Anlässen, aus ganz unterschiedlichen Gründen und mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen, wurde jeweils ein Zeitfenster geöffnet. Es waren revolutionäre Ereignisse, die nachfolgend das Schicksal der Menschen in Deutschland, aber auch in anderen Ländern, maßgeblich beeinflussten. Allen gemeinsam war: Wenige, dann immer mehr, im Nachhinein aber nie alle, verbanden mit ihrem Tun an diesen Tagen Wünsche für ein anders Leben. Doch schon Brecht sagte „Die Verhältnisse, die sind nicht so!“. Und die Revolution fraß ihre eigenen Kinder.

So ist dieser Tag immer ein Tag des Innehaltens und Besinnens. Die Idee, dieses Datum nach 1989 zu einem deutschen Gedenktag zu machen, statt an einem anderen Tag mit Blasmusik, Fähnchenschwenken und Grillwürstchen eine imaginäre Einheit zu feiern, hatte zwar viele Anhänger, setzte sich letztendlich aber nicht durch, weil die davon Betroffenen auch nicht gefragt wurden.

Der 9. November hatte immer einen sehr engen Bezug zur preußischen, später deutschen, dann geteilten und nun wieder deutschen Hauptstadt. Revolutionäre oder verbrecherische Taten an diesem Datum gingen immer von Berlin aus bzw. hatten diese zum Ziel.

Es ist gut und wichtig gerade 2023 an diesem Tag innenzuhalten. Allerdings übertönt der Lärm der Straßen ebenso wie die zahllosen Expertendarstellungen, dass unser Gedenken in diesem Jahr ganz besonders dem 9. November 1938 gelten muss. Vor 85 Jahren wurde die deutsche Gesellschaft mit ihrem Wissen in Deutsche jüdischen Glaubens und in „richtige“ Deutsche geteilt.

Im Jahr 2023 wird in diesem schuldbeladenen Land, welches nach außen hin diese Schuld eingesteht und das „Nie wieder“ im Grundgesetz verankert hat, die Gesellschaft wiederum geteilt, wird dafür teilweise Verständnis geäußert und sollen Gedenknamen, die das Erinnern an das Unvorstellbare bewahren sollen entfernt und werden Gedenkorte geschändet.

Ja, es ist richtig den 9. November als einen deutschen Besinnungstag zu begehen, sowie zwei und drei Wochen später der Toten gedacht wird.

Ein 3. Oktober lässt uns durch ein Milchglas buntes lautes Treiben wahrnehmen. Aber genau das repräsentiert nicht unsere deutsche Geschichte.

Wir, der Sozialverband Deutschland in Mecklenburg-Vorpommern, stellen uns der Geschichte und den daraus erwachsenen Verpflichtungen.

„Nie wieder ist jetzt!“ – Ein gutes Wort. Jetzt müssen wir für Frieden eintreten, jetzt müssen wir jegliche kriegerischen Auseinandersetzungen verurteilen, jetzt müssen wir Diskriminierung, gleich welcher Art und gleich aus welchen Gründen, anprangern und jetzt müssen wir den Bedrängten, Verunsicherten, an unserem Land und unserer Schutzzusage Zweifelnden unsere helfende Hand reichen.

Dr. med. Helmhold Seidlein
Landesvorsitzender SoVD Mecklenburg-Vorpommern